Männern sagt man nach, dass sie auch im hohen Alter das Interesse an Sex nicht verlieren. Wie sieht das bei uns Frauen aus?
Entgegen der landläufigen Meinung bleiben auch wir Frauen bis ins hohe Alter sexuell genuss- und orgasmusfähig. Trotzdem geht unsere Libido mit zunehmendem Alter tatsächlich zurück. Wie kommt das?
Rückgang der Libido in den Wechseljahren – ist das so? Wenn ja – warum?
Bisher wurden hierfür die hormonellen Umstellungsprozesse während der Wechseljahre verantwortlich gemacht. Eine wesentliche Rolle spielen aber auch andere Ursachen, wie psychologische und soziologische Gründe.
In unserer auf ewige Jugend ausgelegten Gesellschaft ist die sexuelle Aktivität älterer Menschen, und hier vor allem der älteren Frauen, tabuisiert. Jede Menge Phrasen und Vorurteile begegnen uns, die uns an uns selbst zweifeln lassen. Falten, graue Haare, Cellulite – wir sehen uns im Spiegel und glauben vielfach nicht, dass irgendjemand uns sexuell attraktiv finden könnte. Aber sehen wir uns wirklich mit unseren Augen oder sehen wir uns hier mit den Augen des ewigen Jugendwahns, des Anti-Age, Anti-Falten, der zuverlässigen Grauhaar-Abdeckung? Darüber hinaus werden viele Frauen durch die Vorgänge im Körper durch die Wechseljahre verunsichert, was auch dazu führen kann, dass die Lust nachlässt.
Viele Frauen leben ohne Partner. Mit zunehmendem Alter wird es tatsächlich schwieriger einen Partner zu finden, da Männer in der Regel früher sterben. Außerdem sind nur noch etwa ein Drittel der allein lebenden Frauen bereit, sich neu zu binden.
Erkrankungen oder Beziehungsprobleme reduzieren die Libido der Frauen ebenfalls.
Vielleicht sind wegen körperlicher Einschränkungen bestimmte Stellungen und Praktiken nicht mehr möglich – hier kommt es auf das Verständnis und das Gespräch zwischen den Partnern an, damit die sexuellen Begegnungen nicht aufgegeben werden.
Die Sexualität verändert sich
Während die Häufigkeit der sexuellen Begegnungen mit dem Alter an Wichtigkeit verliert, wird die Zärtlichkeit bei der Sexualität immer wichtiger, auch im Hinblick auf die Entwicklung der sexuellen Lust. Hier geht ganz klar die Qualität auf Kosten der Quantität. Unsere Ansprüche steigen.
Emanzipation in der Sexualität
Durch die Menopause fühlen sich einige Frauen freier in ihrer Sexualität. Das Ende der Regelblutungen und der Menstruationshygiene, die Befreiung von der Sorge um die Empfängnisverhütung, der Auszug der Kinder aus dem Elternhaus ermöglichen es uns, die neu gewonnenen Freiheiten und Spontaneität der Sexualität (wieder) zu entdecken.
Gerade Frauen zwischen 50 und 65 berichten heute vielfach über ein erfülltes sexuelles Erleben. Sie sind sexuell aktiv und ergreifen auch öfter die Initiative im Sexualleben, anstelle als passiver Part auf die Initiative des Partners zu warten. Diese Frauen sind nicht faltenfrei und haben auch graue Haare, vor allem aber haben sie eines: Ausstrahlung.
Ausstrahlung und Charisma und nicht zuletzt Erfahrung sind die Dinge, die uns auch im Alter attraktiv und begehrenswert machen.
Wie sieht es in einer neuen Beziehung aus?
So manche von uns beginnt in den Wechseljahren eine neue Beziehung, und für diese Frauen scheint die Sexualität überhaupt kein Problem darzustellen. Spannungsvolles Knistern sorgt für die körperlichen Voraussetzungen, und ein einfühlsamer, aufmerksamer Partner tut ein Übriges zur erfüllten Sexualität.
Die regelmäßige sexuelle Aktivität, verbunden mit der Anerkennung und Zuneigung des Partners ist die beste Garantie dafür, dass wir auch im Alter sexuell aktiv und befriedigt sein können.