Eine Depression (von lat. deprimere „niederdrücken“) wird definiert als Zustand psychischer Niedergeschlagenheit, der von zeitweiligen Trauergefühlen bis zu völliger Freudlosigkeit und dem Gefühl der inneren Leere reichen kann.
Positive Gefühle können nicht oder nur in stark reduzierter Form empfunden werden.
Merkmale
Folgende Merkmale einer Depression sind sehr häufig:
– Verlust, Freude empfinden zu können und damit verbunden, das Gefühl der Hoffnungslosigkeit
– negatives Denken, das weder durch Selbst- oder Fremdmotivation vertrieben werden kann
– Grübelzwang, die Gedanken drehen sich durch die negative Denkweise immer wieder im Kreis
– innere Unruhe und/ oder völlige Antriebslosigkeit
– Antriebsstörungen, oft verbunden mit Denkhemmungen, die so weit gehen können, dass elementare Tätigkeiten wie Strukturierung des Tagesablaufs, Körperpflege, Nahrungszubereitung etc. nicht möglich sind
– Schlafstörungen, die von Einschlafschwierigkeiten und frühem Erwachen bis zu übermäßigem Schlaf reichen können. Oft sind die depressiven Symptome vor allem in den Morgen-/Vormittagsstunden stärker ausgeprägt (das sog. „Morgentief“) und nachmittags/abends setzt eine Besserung ein
Häufig treten auf:
– Gefühle der Minderwertigkeit, Hoffnungslosigkeit, Schuld, Sorge, Überforderung, Hilflosigkeit, Angst, Reizbarkeit, verringerte Entscheidungsfähigkeit
– Desinteresse an der Umwelt und damit einhergehend Selbstisolation
– körperliche Störungen (Vitalstörungen) wie Appetitlosigkeit/ übermäßiges Essen und damit einhergehend Gewichtsab- bzw. –zunahme, „kaltes“ (Druck-) Gefühl in Brust und Gliedmaßen
– erhöhte Anfälligkeit für Infektionen, verbunden mit einer erhöhten Sensibilität für körperliche Veränderungen
Seltener sind folgende Merkmale:
– aggressive Tendenzen, erhöhte Risikobereitschaft und Reizbarkeit (eher bei Männern als bei Frauen)
– Verstärkung der Symptome gegen Abend, massive Einschlafstörungen („Abendtief“)
Verbreitung
Die Depression ist die weltweit am häufigsten auftretende psychische Erkrankung. In den westlichen Industrienationen wurde in den letzten Jahren ein rapider Anstieg depressiver Erkrankungen beobachtet. Dafür wird in erster Linie die steigende Beanspruchung der Menschen durch Stress und Unsicherheit durch die persönliche und berufliche Situation verantwortlich gemacht. Zudem ist die Scheu, sich in ärztliche Behandlung zu begeben, gesunken und somit ist die Zahl der registrierten Erkrankungen gestiegen.
Im Laufe der Zeit hat sich die Unterteilung in die Formen endogene, neurotische und reaktive Depression durchgesetzt.
Dabei steht die endogene Depression für eine Form der Krankheit, die ohne erkennbare Ursache auftritt und für die eine genetische Disposition vermutet wird.
Die neurotische Depression tritt als Folge länger andauernder Belastungen auf.
Die reaktive Depression kommt am häufigsten vor und folgt auf ein aktuell kritisches Ereignis, wie z.B. den Tod eines Angehörigen, Trennung, Verlust des Arbeitsplatzes, Umzug, etc.
Ursachen
Die Entstehung von Depressionen ist noch nicht vollständig geklärt. Da die Krankheit in der Regel multifaktorielle, sehr individuelle Ursachen hat, muss sorgfältig erhoben werden, welche Behandlungsmöglichkeiten für den jeweiligen Betroffenen geeignet sind.
Mittlerweile gilt als wahrscheinlich, dass das erstmalige Auftreten einer Depression die Wahrscheinlichkeit von Folgeerkrankungen stark erhöht. Die Ursachen dafür liegen in chemischen Prozessen im Gehirn begründet, bei denen der Neurotransmitter Serotonin eine große Rolle spielt. Als erwiesen gilt, dass bei jeder Form der Depression das serotonale/noradrenale System gestört ist, was sich durch einen erhöhten Anteil des Stresshormons Kortisol im Blut und Urin von Depressiven nachweisen lässt. Aufgrund des mangelnden Serotoninstoffwechsels ist die Bewältigung von Stress und Angstgefühlen im Sinne einer Herabsetzung gestört, die eine beschleunigte Entstehung depressiver Verstimmung zur Folge hat. Unklar ist aber bisher, ob dies Folge oder Ursache der Erkrankung ist.
Der Einfluss genetischer Faktoren (z.B. des Serotonin-Transportergens 5-HTTLPR) ist nicht von der Hand zu weisen, allerdings nur als Teilfaktor, denn „das Depressions-Gen“ als alleiniger Auslöser für Depressionen existiert nicht. Zwischen genetischen Faktoren und den Erfahrungen, die ein Mensch im Laufe seines Lebens im Zusammenleben mit anderen Menschen macht (Erziehung, Sozialisation), bestehen Wechselbeziehungen, so dass ein Kind zwar die Veranlagung zu Depression von seinen Eltern „in die Wiege gelegt“ bekommen haben kann, aber durch seine Erfahrungen und Lernprozesse Strategien entwickelt hat, mit kritischen Lebensereignissen umgehen zu können.
So ist z.B. erwiesen, dass
– das ständige Gefühl, sich übermäßig für etwas zu engagieren und ausgenutzt zu werden
– die Erfahrung, hilflos angesichts persönlicher Krisen zu sein und sich selbst dafür die Schuld zu geben („Ich kann das einfach nicht“ statt „Ich hatte Pech“)
– Überforderungserfahrungen, die schon in der Kindheit gemacht werden – Druck, Erwartungen zu erfüllen
die Gefahr, depressiv zu werden, erhöhen.
Auch der Einfluss von Medikamenten bzw. Erkrankungen wird als Auslöser von Depressionen in Betracht gezogen.
Depression in der Schwangerschaft (präpartale Depression)
Ca. 10% – 20% der Frauen leiden in der Schwangerschaft unter Depressionen, oft aber werden diese aber als Launenhaftigkeit abgetan oder überspielt, da die Betroffene „sich doch freuen muss“. Oft fühlt man sich schuldig, weil man keine Freude empfindet, obwohl man doch eigentlich glücklich sein müsste.
Sicherlich gibt es Stimmungsschwankungen in der Schwangerschaft, jedoch gibt es klare Grenzen zwischen „normalen“ Stimmungsproblemen und einer Schwangerschaftsdepression.
Treffen die o.g. Merkmale einer Depression zu und das über einen längeren Zeitraum, ist es dringend erforderlich, etwas zu unternehmen.
In der besonderen Situation der Schwangerschaft können folgende Merkmale dazukommen bzw. dominant sein:
– extreme Müdigkeit
– Stimmungsschwankungen, wobei die negative Stimmung überwiegt
– Zukunftsängste, wie das Leben mit Kind bewältigt werden kann
– Unvermögen, sich auf das Kind zu freuen und daraus resultierende Schuldgefühle
– Unfähigkeit, nachzuvollziehen, wie man jemals einen Kinderwunsch haben konnte
– Verzweiflung, Gefühl der Ausweglosigkeit, Abtreibungs- und Suizidgedanken
Einen „Normalverlauf“ einer Schwangerschaftsdepression gibt es nicht, allerdings konnte in vielen Fällen ein erster Höhepunkt im ersten Schwangerschaftsdrittel, ein Abfallen im zweiten und ein erneuter Anstieg im dritten Drittel festgestellt werden.
Die Gefahren, eine Schwangerschaftsdepression als „Launenhaftigkeit“ abzutun, liegen vor allem darin, dass keine Maßnahmen wie z.B. eine Psychotherapie und/oder medikamentöse Behandlung ergriffen werden können und die Gefahr einer Fortsetzung der Depression nach der Geburt besteht. Leider „verschwindet“ sie dann oft nämlich nicht, sondern setzt sich bei ca. 50% der betroffenen Frauen als Wochenbettdepression fort. Oft wird erst zu diesem Zeitpunkt deutlich, dass die Depression schon während der Schwangerschaft bestand.
Gründe für eine Schwangerschaftsdepression können sein:
– familiäre oder eigene Depressionen in der Vergangenheit. Die Schwangerschaft macht anfälliger für nicht bewältigte Probleme oder die Rückkehr psychischer Vorerkrankungen
– Veränderungen und kritische Ereignisse wie Umzug, Trennung, Tod eines Angehörigen, Verlust/ Wechsel der Arbeitsstelle, Mobbing, Familienstreitigkeiten etc.
– eine problematische Schwangerschaft, z.B. durch extreme Übelkeit/ extremes Erbrechen, Migräne, ständige Erkrankungen, ständiges Schwächegefühl
– eine angstbesetzte Schwangerschaft. Bei vorangegangener Fehlgeburt/en oder der Ungewissheit, ob die Schwangerschaft intakt ist, können sich Ängste und Sorgen um das Ungeborene in einer Depression niederschlagen. Auch schwangerschaftsspezifische Krankheiten wie Schwangerschaftsvergiftung, Blutungen etc., die körperliche Einbußen und lange Krankenhausaufenthalte nach sich ziehen, können sich auf die Psyche auswirken
– eine lang ersehnte Schwangerschaft. Blieb der Kinderwunsch lange unerfüllt und handelte es sich vielleicht um eine von vielen künstlichen Befruchtungen, steht die Angst, das Kind zu verlieren, für viele Frauen im Vordergrund und kann eine Depression auslösen.