Ich versuche gerade, mich anzunehmen wie ich bin…


Diesen Satz hörte ich vor Kurzem von einer Klientin, der ich schon einige Vorschläge gemacht hatte, und bei der irgendwie nichts richtig zu passen schien.
Das machte mich ganz schön nachdenklich, und so versuche ich hier mal, das zu analysieren.
Was heißt das eigentlich, „mich anzunehmen wie ich bin“?

Ich versuche gerade, mich anzunehmen wie ich bin…

Ich stelle mir die folgenden inneren Dialoge vor:

Ich habe Schlafstörungen. Abends liege ich stundenlang im Dunkeln und grübele darüber, wie ungerecht das Leben gerade mit mir umgeht. Schlaftabletten kommen für mich nicht in Frage. Scheint so, als ob ich da durch müsste.
Morgens beim Blick in den Spiegel sehe ich eine Fremde, die mich übernächtigt anschaut. Ich mag gar nicht hinsehen, aber ich verfahre nach dem Motto: „Kenn ich nicht, wasch ich trotzdem“.
Ich habe ein paar Kilo zu viel auf den Rippen, ich finde gerade auch nichts mehr zum Anziehen, was mir gefällt. Früher war ich schlanker, da hatte ich diese Probleme nicht. Das ist jetzt eben so, das war bei allen Frauen in meiner Familie so und deshalb kann ich auch nichts machen.
Mein Mann und ich hatten schon seit ewigen Zeiten keine Zeit mehr nur für uns. Diese Routine in unserer Beziehung fühlt sich an, als ob wir nur noch Geschwister wären oder eine Wohngemeinschaft, aber eine glückliche Beziehung stelle ich mir anders vor.
Seit die Kinder ausgezogen sind, lassen sie mich gar nicht mehr an ihrem Leben teil haben. Sie kommen maximal noch, wenn sie das Auto geliehen haben wollen oder ihre Waschmaschine streikt. Dabei koche ich immer eine Portion extra, für den Fall dass mal einer von ihnen unerwartet vor der Tür steht.
Diese Liste lässt sich beliebig fortsetzen. Kommt Ihnen etwas bekannt vor?
Was mir dazu spontan einfällt? „Ich versuche gerade, mich anzunehmen wie ich bin“ klingt ziemlich tapfer, finden Sie nicht?
Und es ist eine prima Legitimation, nicht selbst tätig zu werden. Nicht selbst zu leben, sondern gelebt zu werden. Passiv. Wie ein Blatt im Wind.
Geht es Ihnen auch so? Oder sind Sie eher der aktive Typ: „Wenn mir was nicht passt, wird es geändert“?
Ich werde aktiv. Und ich kenne eine Menge Frauen, denen es mit ihren Wechseljahresbeschwerden besser geht, seit sie aktiv wurden.
Beispiele? Gern!
Schlafstörungen können zum Beispiel viele Ursachen haben. Allein die Ursachenforschung ist doch schon ein erster Schritt zur Lösung. Und dann das Ausprobieren verschiedener Strategien. Das schafft einen ganz anderen Blickwinkel und nimmt einiges an Leidensdruck heraus.
Die fremde Frau im Spiegel kann man mit einer schönen Creme verwöhnen und mit etwas Farbe an den richtigen Stellen in eine attraktivere Frau verwandeln. Und wenn sie im Laufe des Tages bei jedem Blick in den Spiegel zurücklächelt, dann ist doch das Gefühl dabei gleich ein anderes, oder?
Den „paar Kilo zuviel“ kann man mit gezielter Ernährung und Sport zu Leibe rücken, im wahrsten Sinne des Wortes. Das gibt ein ganz anderes Körpergefühl und pusht ganz schön das Ego.
Was spricht dagegen, mit Ihrem Partner ein Date zu haben? Bringen Sie Schwung in Ihre Beziehung, bei einem „neuen“ Partner täten Sie es doch auch! Ihnen wird da schon etwas einfallen. Und auf einmal „knistert“ es dann auch wieder.
Die Kinder, ja, das ist ein Kapitel für sich. Jahrelang waren wir „Hotel Mama“, immer war alles da, ein Nest für die „Kleinen“. Und nun sind sie weg, wollen auf eigenen Füßen stehen. Lassen Sie sie! Wenn sie das Auto selbst brauchen, sagen Sie es! Suchen Sie sich eine neue Beschäftigung, damit Sie nicht den ganzen Tag neben dem Telefon stehen und warten dass mal eines der Kinder anruft. Das muss ja nicht zwangsläufig eine neue Berufstätigkeit sein, wie wäre es denn mit einem Ehrenamt? Oder einer Tätigkeit im Tierschutz? Ich habe vor Kurzem eine Dame kennen gelernt, die nach ihrer Familienphase nun Hunde aufnimmt, vorübergehend, bis sie eine neue Familie gefunden haben.
Lassen Sie Ihre Phantasie spielen, keine Tabus!
Ich denke, das Wichtigste in unserer Lebensphase ist es, aktiv zu werden. Dann lässt sich jede Situation besser handeln.
Wie ist Ihre Erfahrung? Schreiben Sie mir einen Kommentar?