Die Meldung könnte man durchaus zynisch nennen: Wir gratulieren, dass ihr jetzt weniger arbeiten müsst – und natürlich weniger Geld bekommt -, dann werdet ihr doch endlich gesund!! (Und erhaltet eure Arbeitsfähigkeit; keiner kann versprechen, ob wir sie noch brauchen …) Grausame Arbeitswelt!!
Kurzarbeit als neue Chance fuer Gesundheit
Montags bis freitags von morgens bis abends malochen – für viele Beschäftigte war das bis vor kurzem Standard. Doch im Zeichen der Wirtschaftskrise haben hunderttausende Beschäftigte in Deutschland Zwangspausen verordnet bekommen und damit ein Übermaß an Freizeit – jeden Tag gibt es neue Meldungen über Kurzarbeit in Unternehmen. Trotz der teilweise dramatischen Probleme bergen die Folgen wirtschaftlicher Engpässe auch Chancen für die Gesundheit, meint der Verband Deutscher Betriebs- und Werksärzte (VDBW). „In der Kurzarbeit muss man die positiven Aspekte erkennen“, fordert VDBW-Präsident Dr. Wolfgang Panter. „Jetzt ist der richtige Moment für alle betroffenen Arbeitnehmer und Arbeitgeber, der Wirtschaftskrise zu trotzen und die durch Kurzarbeit entstehende Freizeit sinnvoll zu nutzen, um etwas für die eigene Gesundheitsvorsorge zu tun und gezielte Präventionsangebote in Anspruch zu nehmen.“
Das Argument „Keine Zeit!“ gilt nicht mehr: Eine Kur, der schon längst überfällige Gesundheits-Check beim Betriebsarzt, die Teilnahme an der Rückenschule, eine Ernährungsberatung, Rehabilitationsmaßnahmen, Bewegungstraining, Programme zur Rauchentwöhnung oder die physiotherapeutische Behandlung – all das kann und sollte jetzt in Angriff genommen werden. Diese Maßnahmen dienen nicht nur der individuellen Gesundheit, sondern auch der eigenen Beschäftigungsfähigkeit – Arbeiten bis 67 braucht Gesundheit und Fitness.
Im Bereich der Automobil- und Stahlindustrie werden derzeit immer mehr Arbeiter in eine Zwangspause geschickt – bei vielen Unternehmen sind zahlreiche Mitarbeiter der Produktion betroffen, in Deutschland insgesamt inzwischen fast eine halbe Million Arbeitnehmer. Sie sollten gerade jetzt den gründlichen Gesundheits-Check nutzen. Dieser wird zur Früherkennung häufig auftretender Krankheiten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Nierenerkrankungen und der Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) durchgeführt. Für diese Krankheiten gibt es eine ganze Reihe von Risikofaktoren, die vermieden oder zumindest möglichst klein gehalten werden können. Das Durchchecken lassen gewährleistet, dass diese Krankheiten, die schon im Vor- oder Frühstadium gut zu diagnostizieren sind, wirksam behandelt werden.
„Unser Arbeitsleben ist bestimmt von Erfolgszwang und Zeitdruck. Durch die verordnete Kurzarbeit sollten Unternehmen jetzt die Chance nutzen, in die betriebliche Gesundheitsförderung und gesunde Zukunft der Mitarbeiter zu investieren. Das trägt dazu bei, die Beschäftigungsfähigkeit langfristig zu sichern. So können auch Unternehmen fit aus der Krise herauskommen und sich gestärkt den zukünftigen Aufgaben stellen“, erklärt Dr. Wolfgang Panter.
Gesunde Mitarbeiter sind die wichtigste Ressource eines gut funktionierenden Unternehmens. Durch Prävention können viele Gesundheitsschäden verhindert werden. Es ist auch schon ein Anfang, wenn die Joggingschuhe wieder aus dem Schrank geholt werden oder der Schwimmbadbesuch nicht noch mal verschoben wird. Auch die Vorteile des neuen Jahressteuergesetzes können jetzt genutzt werden. Der Staat unterstützt seit 1. Januar 2009 Maßnahmen zur betrieblichen Gesundheitsförderung, z.B. medizinische Check-ups und Präventionsangebote durch steuerliche Entlastung.
Betriebsärzte nehmen eine wichtige Rolle ein, wenn es um die Gesundheit der Mitarbeiter geht. Sie informieren und beraten Unternehmen wie Arbeitnehmer über Angebote zur betrieblichen Gesundheitsförderung und erhöhen die Gesundheitskompetenz der ganzen Belegschaft. Von einem gut strukturierten betrieblichen Gesundheitsmanagement profitieren sowohl Arbeitnehmer als auch Arbeitgeber – das tut wiederum der Wirtschaft gut.
Der Verband Deutscher Betriebs- und Werksärzte (VDBW) ist der Berufsverband deutscher Arbeitsmediziner und der größte arbeitsmedizinische Fachverband Europas. Er vertritt seit über 50 Jahren die Interessen seiner rund 3.000 Mitglieder. Zu den Aufgaben des VDBW gehören die Förderung der Qualität arbeitsmedizinischen Betreuung, die Integration des präventiven Fachgebietes Arbeitsmedizin in das medizinische Versorgungssystem und die Unterstützung von Maßnahmen der Gesundheitsförderung und Prävention in den Betrieben. Der VDBW unterstützt gemeinsam mit anderen maßgeblichen Fachdisziplinen und Institutionen die Gewinnung und Auswertung neuester arbeitsmedizinischer Erkenntnisse sowie deren Weitergabe in die Praxis und wirkt an der Gestaltung arbeitsmedizinischer Programme mit. Die Zentrale des VDBW ist in Karlsruhe. www.vdbw.de