Botox – Wundermittel oder Giftspritze?


Viele kennen Botox als Wundermittel gegen Falten. Doch wenn von Botox die Rede ist, dann handelt es sich im eigentlichen Sinne um ein Medikament, das das Bakteriengift Botulinumtoxin A enthält.
Botox - Wundermittel oder Giftspritze?

Vom tödlichen Gift zum medizinischen Tausendsassa

Seit über 20 Jahren kommt Botulinumtoxin in der Humanmedizin zum Einsatz. Besonders wirksam ist es bei Nerven- und Muskelerkrankungen oder Schmerzen. Die Nebenwirkung des Gifts, der hautglättende Effekt, machte das schnöde Protein jedoch in den letzten Jahren zum Glamour-Star. Entstanden sind Medikamente wie Botox & Co. aus dem hochgiftigen Clostridium botulinum, ein Bakterium, das Auslöser für eine schwere Lebensmittelvergiftung (Botulismus) sein kann. Meist wird die Vergiftung über verdorbenes Fleisch oder schlechte Wurstkonserven übertragen. Botulinumtoxin (nach dem lateinischen Begriff für Wurst „botulus“ und Gift „toxin“ benannt), greift die Muskulatur an. Die Giftwirkung erzielt, dass bestimmte Botenstoffe zwischen Muskeln und Nerven nicht mehr transportiert werden können und dadurch erschlaffen. Atemlähmung oder Herzstillstand können bei einer unbehandelten Infektion zum Tode führen.

Botox = Giftspritze?

Wissenschaftler haben die große Potenz des Bakteriums erkannt. Bis es jedoch als zugelassenes Medikament verwendet werden konnte, vergingen gut 200 Jahre. Seit den 1990-er Jahren gibt es verschiedene Produkte mit den Markennamen Botox, Dysport oder Xeomin. Sie enthalten zwar Botulinumtoxin A, aber in so geringer Menge, dass sie bei fachgerechter Anwendung keine Gefahr für den Menschen darstellen. „Im Gegenteil“, sagt der Münchner Dermatologe Dr. Harald Bresser. Für ihn ist Botulinumtoxin A ein fantastischer Wirkstoff: „Langfristige Nebenwirkungen sind nach heutigem Erkenntnisstand nicht zu erwarten und die kurzfristigen sind harmlos. Ich persönlich halte Botulinumtoxin für eines der sichersten, am besten steuerbaren Medikamente überhaupt. Unzähligen schwer kranken Menschen konnte damit schon das Leben erleichtert werden – und nichts anderes hätte ihnen helfen können“.

Botox = Wundermittel?

Heutzutage gibt es eine Vielzahl an Botulinum-Medikamenten, die in unterschiedlichsten Therapien erfolgreich eingesetzt werden. Behandelt werden inzwischen vor allem das Schielen, krankhafte Lidkrämpfe und andere Muskelerkankungen. Auch in der Schmerztherapie konnten bislang gute Erfolge erzielt werden. „Am meisten Erfahrungen hat man bei der Behandlung von Kopfschmerzen. Besonders wirksam lassen sich Spannungskopfschmerzen behandeln. Aber auch Migräne, Rückenschmerzen und andere Muskelschmerzen oder vermehrte Schweißbildung lassen sich oft lindern“, so Dr. Bresser. Der erfolgreiche Einsatz der Medikamente zur Reduktion von Falten ist eher dem Zufall zu verdanken. Bei Behandlungen von Patienten mit Problemen der Augenmuskulatur ist einer Ärztin aufgefallen, dass sich als Nebenwirkung auch die Gesichtshaut der Patienten geglättet hat. Denn durch das Entspannen der Gesichts-Muskeln verschwinden auch die so genannten Mimik-Falten. In der Fachwelt gilt der Einsatz von Botulinum-Medikamenten auch in der ästhetischen Medizin als ungefährlich. Aber Achtung: Jedes Medikament, auch botulinumtoxinhaltige, gehört ausschließlich in die Hand eines ausgewiesenen Facharztes. Missbrauch oder Überdosierung kann auch für Botox & Co. ein erhebliches Gesundheitsrisiko darstellen.